Buchpräsentation

23.02.2016

Das Buch, das eine Brücke zwischen Kulturen schlägt

Das erste deutsch-kurdische Wörterbuch wurde in Berlin vorgestellt


„Ich bin natürlich froh und auch ein wenig stolz, dass nach jahrzehntelanger, intensiver Arbeit dieses Wörterbuch druckfrisch vorliegt." Dem Wissenschaftler war die Freude während der Buchpräsentation anzusehen.

In Zeiten der vernichtenden Kämpfe in Nahost – in dessen Kreuzfeuer immer wieder die Kurden geraten – stellte Feryad Fazil Omar, Leiter des Institutes für Kurdische Studien in Berlin, sein Werk Deutsch-Kurdisches Wörterbuch (Sorani) vor. Es umfasst 1872 Seiten. Nach einem Jahrzehnt akribischer wissenschaftlicher Arbeit ist dem Kurden ein großer Wurf gelungen. Mit diesem Standardwerk will Omar bewusst ein Zeichen setzen, dass die Kurden – trotz der katastrophalen existenziellen Bedrohung, in der sie sich befinden – den Kontakt zu anderen Sprachen und Kulturen suchen.

„Es muss gezeigt werden, dass ein Volk von ca. 40 Millionen, das permanent in der Geschichte unterdrückt wurde, es verdient, dass seine Literatur weltweit bekannt gemacht wird“, sagte Omar in seiner Rede bei der offiziellen Vorstellung des ersten deutsch-kurdischen Wörterbuchs.

Sie können sich die gesamte Rede von Feryad Fazil Omar online anhören oder als Podcast downloaden.

„Dieses Wörterbuch soll für Kurden und Deutsche, die es benutzen, als Brücke dienen, um sich souverän zwischen den beiden Sprachen zu bewegen (…) [und] dazu beitragen, Kommunikation über die Grenzen der eigenen Kultur hinaus zu fördern und anzuregen“, heißt es in dem Vorwort zu dem Wörterbuch. Omar betonte während seiner Rede, dass auch die Grenzen im Kurdischen durch die Verwendung verschiedener Alphabete aufgehoben werden. So sind die Wörter in arabischer und lateinischer Schrift abgedruckt. Dadurch wird keine Gruppe von der Benutzung ausgeschlossen.

Es ist nicht das erste Wörterbuch, das der renommierte Wissenschaftler vorlegt. 1992 veröffentlichte er das erste kurdisch-deutsche Wörterbuch (Nordkurdisch). 2005 erschien sein Kurdisch-Deutsches Wörterbuch (Zentralkurdisch). Nun folgte mit dem aktuellen Wörterbuch ein weiterer Meilenstein der kurdischen Sprachenwissenschaft.

Während der Buchpräsentation lobten Freunde, Kollegen und Wegbegleiter Feryad Omar für seine Arbeit und sein langjähriges Engagement. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit ist Omar seit Jahren Bundesvorsitzender der deutschen Sektion der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV).

Das deutsch-kurdische Wörterbuch ist für Omar ein Zeichen, dass die Kurden ein Kulturvolk sind, das trotz aller Angriffe an dem Recht auf freie Entfaltung in Frieden und Freiheit festhält. „Die Zeit soll kommen, wo man eine Nation beim Wort nennen kann, wo man ein Volk respektiert, wo ihre Kultur geachtet wird.“, wünscht sich Omar. Zudem wird dieses beeindruckende Werk angesicht der aktuellen „Flüchtlingsdebatte“ einen wichtigen Beitrag zur Integration kurdischsprachiger Migranten im deutschen Sprachraum leisten.

Die Frage nach Heimat ist auch für den Wissenschaftler von zentraler Bedeutung. Am Ende der Veranstaltung zeigte Omar seine Verbundenheit mit einem selbstverfassten Gedicht, das er in Kurdisch und Deutsch vortrug:

Sie fragten mich:

Deine Augen, deine Heimat, was von beiden liebst du mehr?

Ich sagte:

Meine Augen, meine Heimat, ich liebe das Eine wie das Andere.

Aber nimm meine Augen und lass mein Kind frei in meiner Heimat sein.

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Text und Bilder: © Gesellschaft für bedrohte Völker e.V.